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Amateurfunk aus Leidenschaft

Das neue Medium Rundfunk

In den frühen 1920er Jahren erfasste das neue Medium Rundfunk in Deutschland eine regelrechte Euphorie. Jedermann wollte das Phänomen der drahtlosen Übertragung von Sprache und Musik im eigenen Wohnzimmer erleben.

Für den Empfang der „Musik aus der Luft“, wie man es auch volkstümlich bezeichnete, war neben den Rundfunksendern natürlich auch entsprechende Empfangstechnik notwendig. Gut betuchte Bürger konnten sich dafür auch schon Radiogeräte kaufen, für den Normal-Bürger zunächst unerschwinglich im Preis.

Auch in Chemnitz entstanden dafür Unternehmen, die sich mit der Herstellung von Rundfunkempfängern befassten.

 In einer Dokumentation von Herbert Börner finden sich dazu zahlreiche Informationen, u.a. auch diese Fotografien die mit freundlicher Genehmigung hier Verwendung finden.

Die Firmen AFAG und F.A.G.

 Die Allgemeine Funk-Apparatebau Gesellschaft m.b.H. (AFAG) trat erstmals zur Funkausstellung 1924 in Berlin am Stand 283 in Erscheinung.

Im Bild rechts der zum Doppelgitterröhren-Empfänger passende AFAG-Zweiröhren-Niederfrequenzverstärker Typ VN 2. Besonders interessant sind die auf der Rückseite angebrachten Schilder: das Typenschild mit dem vollständigen Firmennamen sowie das Zusatzschild “Telefunkenbauerlaubnis”. Diese Bauerlaubnis war notwendig, um für einen bestimmten Apparatetyp eine Zulassung der Reichs-Telegraphen-Verwaltung RTV zu erhalten.

Offensichtlich erfolgte 1925 eine Umbenennung der AFAG in F.A.G. Inhaber Willi Nicolei auf der Chemnitzer Hartmannstraße. Hier sieht man einen FAG-Vierröhren-Zweikreis-Empfänger aus dieser Zeit (vormals AFAG)

Die F.A.G. wandte er sich später der Herstellung lizenzfreier Produkte zu, zum Beispiel von Netzanschlussgeräten, die ab 1927 zunehmend den Batteriebetrieb ablösten. Links die FAG-Wechselstrom-Netzanode KN 101 um 1927/28 

Der Name F.A.G. ist auch deshalb auch interessant, da er in einer anderen Publikation in Zusammenhang gebracht wird:

Die hier erwähnten Amateur-Sender-Rufzeichen hatten keinen direkten Bezug zum Amateurfunk aus heutiger Sicht.  Zum einem waren diese Rufzeichen im wissenschaftlichem Bereich ausschließlich für Forschung und Lehre (s. auch das Rufzeichen der Staatlichen Gewerbeakademie Chemnitz EK4aan) bzw. kommerziellen Bereich eingesetzt. Das Datum der Lizenzerteilung lässt sich relativ gut eingrenzen und liegt zwischen 1926/1927 und Ende 1928. 

In dieser Periode wurden dem bisherigen deutschen Präfix  (das sind die ersten Buchstaben eines Rufzeichen auch als Landeskenner bezeichnet)  dem Buchstaben K ein E (wie Europa) vorangestellt. Der Landeskenner für Deutschland war also nun „EK“. Möglich wäre aus Sicht des Unternehmens deshalb auch die Verwendung eines Amateur-Senders der F.A.G. mit der Sendelizenz EK4aas  um Versuche für die Erweiterung der Produkte zu unternehmen (?) 

Das steht auch im Zusammenhang mit dem Deutschen Funk-Kartell und einer sogenannten "Laboratoriumserlaubnis", die auch Sendeversuche gestattete. Siehe auch auf der Seite Chemnitzer Radio-Club

Die damaligen „Radio-Amateure“  waren eben auch bestrebt, eigenen Rundfunk zu machen. In Fachkreisen benutzte man damals auch schon den englischen Begriff „Broadcasting“.  Dr. Eugen Nesper, ein  Pionier der deutschen Rundfunk-Bewegung, schrieb dazu: 

Im Reiche des Rundfunks

Prof. Bangert, Vereinsvorsitzender der Chemnitzer Radio-Clubs und Professor für Fernmeldetechnik an der damaligen Akademie für Technik, gab ein Handbuch mit umfangreichen technischen Informationen heraus.