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Amateurfunk aus Leidenschaft

Zeitraum von 1929 bis 1945

Konflikte, wie z. B. der zunehmende nationale und internationale Konkurrenzdruck, der Arbeitskampf um höhere Löhne und die finanzwirtschaftlichen Probleme wirkten sich, wie bei zahlreichen Chemnitzer Unternehmen,  auch bei Pöge aus.

In Berichten ehemaliger Angehöriger des Pöge-Arbeiter-Rats kann man u.a. lesen:

…Kurzarbeit war im Jahre 1928 die Folge, als in Chemnitz über 30 000 Arbeiter in den Streik traten, stand natürlich die Belegschaft der Pöge-Werke in vorderster Front. Im Unternehmen hatte sich eine starke Vertretung der Arbeiterschaft entwickelt. Dem Arbeiterrat gehörten 8 Kollegen an, wovon 5 Mitglieder der KPD und 3 Mitglieder der SPD waren. Das Verhältnis der KPD und SPD war deshalb so, weil die KPD in den damaligen Pöge-Werken die führende Rolle im gesamten Betrieb verkörperte und sich das Vertrauen der 2000 Belegschaftsmitglieder erworben hatte. Sechs Wochen hielten die Chemnitzer Metallarbeiter stand, bis dann durch eine Kompromisslösung mit den Unternehmern der Streik beendet wurde. Indessen schritt die Liquidation der Pöge-Werke weiter voran. 

Auf dem Bild ist der gesamte Arbeiterrat der Pöge-Werke bei seiner letzten Sitzung vor der Liquidierung des Unternehmens.

 

Quelle: Staatsarchiv Sachsen: Nr. 5 im Bestand 30967 Elektrizitäts-AG, vorm. Hermann Pöge, Chemnitz.

Die rasante Entwicklung des Unternehmens im Verlaufe der über fünfzig zurückliegenden Jahre, endete dann abrupt Ende der 1920er Jahre und führte letztendlich zur Liquidation der Firma.

Es ist der 24. Oktober 1929. Der Tag ging später als Wendepunkt der jungen Weimarer Republik in die Geschichtsbücher ein. An der New Yorker Börse rutschen die Aktienkurse immer weiter ab und bei den Aktienhändlern brach Panik aus. Der Börsenkrach des „Black Thursday“, der in Deutschland erst am „Schwarzen Freitag“ ankam, markiert den Ausgangspunkt für eine Krise, die die gesamte Weltwirtschaft erfasste.

Die Industrieproduktion brach ein. Kleine und mittlere Unternehmen mussten Konkurs anmelden. [1]

Auch die Pöge AG geriet, wie beschrieben, im Vorfeld des „Schwarzen Freitags“ in wirtschaftliche Schwierigkeiten und wurde zunächst von der AEG als Hauptaktionär „aufgefangen“.

Die Hauptversammlung der AEG genehmigte am 14.Juni 1929 den Fusionsvertrag mit der "Pöge Elektricitäts-Aktiengesellschaft", Chemnitz, wonach die "Pöge A.-G." unter Ausschluss der Liquidation als Ganzes mit Wirkung ab 1.Juli 1929 von der "Sachsenwerk A.-G." übernommen wurde. 

Auch dazu gibt es in den Archiven eine Einschätzung aus Sicht der Arbeiter/Angestellten der Pöge AG:

Der Betrieb wurde, wie man so sagt, völlig ausgeschlachtet, wo es auf die Vernichtung hochwertiger Werkzeuge nicht ankam. Feinste Messgeräte wurden haufenweise in den Schrott geworfen und nur die modernen Maschinen wurden nach den Sachsenwerk Niedersedlitz abtransportiert.

So fielen die Pöge-Werke der kapitalistischen Rationalisierung zum Opfer, die nichts weiter in sich verbirgt, als die Zerstörung der vorhandenen Produktivkräfte.

Die „Volksstimme“ schrieb in ihrer Ausgabe von 22. Mai 1930: "Der Kapitalist bestimmt seine Handlungen immer nach seinen eigenen Interessen und nicht nach den Gesetzen der Sittlichkeit". Heute stellen wir die Frage:  hat es schon jemals in der Geschichte der kapitalistischen Wirtschaft Gesetze der Sittlichkeit gegeben?" Sind nicht der Kapitalismus und insbesondere der Imperialismus das Zeitalter des größten Verfalles der Sittlichkeit und der Moral überhaupt?

Soweit ein Originalzitat aus den Archiven.

 [1] https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Artikel/Ministerium/Geschichte/1929-1933.html

So schätzte man damals in den 1930er Jahren den Charakter des Imperialismus ein und im Vergleich zur heutigen Einschätzung gibt es wohl kaum nennenswerte Unterschiede. 

Anmerkung:
 Hier drängen sich direkte Parallelen auf die Liquidierung von ehemals erfolgreichen Karl-Marx-Städter/Chemnitzer Unternehmen in den 1990er Jahren im Zuge der damaligen „Treuhand-Politik“ auf. 

Am 15.Juli 1930 erfolgte die Löschung der Fa. Pöge Elektricitäts-Aktiengesellschaft im Handelsregister. 

Am 23.Juli 1930 wurde in das Handelsregister Chemnitz die Pöge Elektricitäts AG als „Pöge Elektricitäts Werke Chemnitz, Zweigniederlassung der Sachsenwerke, Licht und Kraft-Aktiengesellschaft“ eingetragen.

Die Sachsenwerke waren schon damals ebenfalls stark in der Branche vertreten und zeitweise wirtschaftlicher Konkurrent von Pöge. Hinzu kommt, dass der ehemalige Mitarbeiter Fischinger später dieses Unternehmen zeitweise leitete. 

Am Standort an der Chemnitzer Dorfstraße 52 wurde die Produktion eingestellt. Die gesamten Werksanlagen wurden an die "Nationale Automobil­gesellschaft-AG Abteilung Presto Chemnitz“[1]  (NAG) vermietet und später an die „Auto-Union“ verkauft. 

[1] https://chemnitz-gestern-heute.de/auto-union-hauptverwaltung-chemnitz/

In dieser wechselvollen Zeit leitete ab 1929 Dr. Richard Bruhn die Chemnitzer Pöge Elektricitäts‑AG als Vorstandsmitglied, bevor der Betrieb Teil von AEG und später der Presto‑ und Auto Union‑Fertigung wurde.

Bruhn, der als Vorstandsvorsitzender der Auto Union auch zum Wehrwirtschaftsführer berufen wurde, leitete einen Wandel vom Elektrotechnikproduzenten zum Automobilsektor ein. So konnte die Auto Union später Teile der Pöge‑Infrastruktur – insbesondere das Werkgelände in Chemnitz übernehmen.[1]

[1] https://www.tu-chemnitz.de/phil/iesg/professuren/wsg/professur_boch_autounion.php

1935 verkaufte die NAG die Werksanlagen für 2.450.000 RM an die aufstrebende „Auto Union AG“. Anfang der 1940er Jahre wurden große Teile der Industrie auf Kriegswirtschaft und damit auf Rüstungsproduktion umgestellt. So wurden hier Bauteile für Flugzeuge, Panzer, Zugmaschinen und Geschütze hergestellt.

Zum Ende des 2. Weltkriegs wurde Chemnitz 1945 stark zerstört. Auch Produktionsanlagen am Standort Dorfstraße 52 (Heute Paul-Gruner-Straße) waren dabei betroffen.

Recherchen dazu und über die Geschichte des Industrie-Komplexes nach 1945 sind gegenwärtig in Bearbeitung.